Wasserversorgung

Der Kendelschrowwen

Die Wasserversorgung in Neunkirchen – früher und heute (von Hermann Hein)

Das Vorhandensein von Wasser war schon immer eine Grundvoraussetzung für die Ansiedlung von Menschen. Natürlich mussten auch sonstige Voraussetzungen zutreffen, z.B. Wald zur Gewinnung von Feuerholz und landwirtschaftlich nutzbare Flächen. Betrachtet man z.B. größere Ansiedlungen, etwa Köln, Trier oder Koblenz usw., stellt man fest, dass diese immer an Flussläufen liegen.

Auch mein Heimatdorf Neunkirchen, heute ein Stadtteil von Daun, wurde links und rechts eines kleinen Baches, der unterhalb des Sprinkenberges entsprang,  gegründet. Man sucht ihn derzeit vergebens. Die Überreste sind in einem Kanal, der sich durch den Ort zieht, verschwunden. Man nannte das Rinnsal „Kendelschrowwen“. Mit Kendel ist eine Wasserleitung aus Holz (Bretter, Bohlen o.ä.) gemeint und „Schrowwen“ heißt im Dialekt Graben. Also der Wasserleitungsgraben.

Mein Vater erzählte, dass es früher bei dem Anwesen „Morxen“, jetzt Thomas Blum, eine Mühle gegeben habe, die ihren Betrieb wegen Wassermangel einstellen musste. Der Gemarkungsname „Auf’m Kennelsgraben“. – wahrscheinlich identisch mit „Kendelschrowwen“ –  nordwestlich des vermuteten Standortes der Mühle gelegen, deutet darauf hin, dass es sie tatsächlich gab. Auch Hedwig Blum berichtet, dass ihre Mutter und Tante von der Mühle erzählt haben, die unmittelbar neben ihrem Wohnhaus, „Morxen“ genannt, gestanden habe. Der Mühlbach sei am Haus vorbei in Richtung Dorf geflossen. Das Wohnhaus und die Nebengebäude brannten bei dem Bombenangriff auf Neunkirchen am 29./30. Juli 1943  völlig aus.

In der Chronik, die die Gemeinde Neunkirchen zur 800-Jahre-Feier herausgegeben hat, ist auf Seiten 78 und 79 erwähnt, „dass das Dorf  Neunkirchen bereits früher eine Mahlmühle gehabt habe, welche wegen Wassermangel eingegangen sei“. Als Christopherus Engelinus am 16.10.1713 den Bau einer Mahlmühle – also die heutige Neunkirchener Mühle im Pützbachtal – beantragte,  wurde als Begründung u.a. vorgetragen: „Ferner wurde bezeugt, dass vor unlängst Jahren in Neunkirchen selbst eine Mühle vorhanden war, lange bevor die beiden Mühlen in Steinborn bestanden und dass einer der anwesenden Gerichtsschöffen, Diedrich Riheman genannt, vier Jahre lang bis 1680 Müller dieser Mühle war“.

Spuren der untergegangenen Mühle bei „Morxen“ gibt es nicht. Geblieben ist nur der Gemarkungsname  „Auf’m Kennelsgraben“. Nikla Blum weiß zu berichten, dass beim Ausbaggern einer Baugrube oberhalb des Hauses „Morxen“ – jetzt Anwesen Kolling – große Wurzelstöcke von Weiden gefunden wurden, wie man sie häufig an Bachläufen vorfindet. Und der ausgebaggerte Boden war nicht gewachsen, sondern aufgeschüttet.

Die Aufgabe der Mühle ist wahrscheinlich zwischen 1680 und 1713 erfolgt. 

Fritz Hein hat die Mühlengeschichte – Betrieb und Aufgabe – in einem Mundart-Laienspiel für die Nachwelt festgehalten. Das Theaterstück wurde anlässlich der 800-Jahre-Feier am 29. und 30.9.1990 uraufgeführt.

Gemälde des Hauses „Morxen“. Die Mühle war vermutlich das  Gebäude ganz rechts.
Sämtliche Gebäude sind nach einem Bombenangriff  im 2. Weltkrieg bis auf die Grundmauern abgebrannt.

Der Mühlbach war wohl tatsächlich hinsichtlich seiner Wasserschüttung eher ein Rinnsal. Der Müller leitete das Wasser über den sogen. „Kendelschrowwen“ in den Mühlteich und sammelte das Wasser solange darin, bis es für einen Mahlgang reichte. Für die Einwohner von Neunkirchen bedeutete dies, dass sie Wasser hatten, wenn der Müller mahlte und das Wasser aus dem Mühlteich abgelassen wurde.

Den Erzählungen unserer Vorfahren zufolge wurden das Wasser des Mühlbachs und zwei weitere Quellen, die in den Gemarkungen „Neck“ und „Im Tal“ geschürft wurden, zusammengefasst und für die Wasserversorgung in Neunkirchen genutzt. Nikla Blum hat vor Jahren bei einer Drainage-Reparatur entlang des Weges vom Brunnenhäuschen in Richtung Sprinkenberg eine Brunnenleitung freigelegt. Sie führte direkt ins Brunnenhäuschen. Es handelt sich dabei vermutlich um den Mühlbach, der mittels „Kendelschrowwen“ früher zur untergegangenen Mühle führte. Nikla Blum ist sich sicher, dass noch weitere Brunnenleitungen existieren müssen. Die von ihm freigelegte Leitung führte vielleicht ein Drittel der Wassermenge der Brunnenschüttung. Entstanden sind vier Laufbrunnen, die so über das Dorf verteilt wurden, dass jeder Bewohner „etwa 100 m von der Wasserentnahmestelle entfernt war“, wie der Gemeinderat in einem Beschluss vom 29.6.1905 festgestellt hat (Beschlussbuch der Gemeinde Neunkirchen).

Urkunden und Belege, wann die Quellen geschürft und die Brunnen eingerichtet wurden, gibt es nicht. In den Flurkarten, die vor der Zusammenlegung (1931 bis 1937) erstellt wurden und in der Außenstelle des Landeshauptarchivs in Kobern-Gondorf aufbewahrt werden, ist das sogen. „Burheisjen“ (Brunnenhäuschen) eingezeichnet. In der sogen. Mutterrolle von Neunkirchen (Bestand 734 Nr. 247 Band IV Artikel 38) ist vermerkt, dass die Gemeinde im Jahr 1847 ganze 7 qm Wiesengelände von Magdalena Schent erworben hat. Darauf wurde das Brunnenhäuschen errichtet. Die Parzelle mit der Bezeichnung  1327 – 927 hatte keinen eigenen Zugang, wie Weg oder Pfad. Sie lag inmitten der restlichen Parzelle der Verkäuferin und war auch nur über diese zu erreichen. Ein Weg oder Pfad wäre Verschwendung von kostbarem Land gewesen.

Es ist allerdings zweifelhaft, ob die Übertragung des Grundstücks tatsächlich 1847 stattgefunden hat. Einerseits: Magdalena Schent (Schreibweise an anderer Stelle „Schend“) war verwitwet und ist am 16.6.1847 in Neunkirchen verstorben. Andererseits: Die Flurkarten wurden 1847 überarbeitet und die inzwischen erfolgten Änderungen eingetragen, also auch der Grundstücksübergang. Dieser hat vermutlich in der Zeit zwischen 1822 und 1847 stattgefunden.

Das „Burheisjen“ ist im Innern noch im Ursprungszustand erhalten. In den Boden ist eine quadratische Öffnung eingelassen, durch die das Wasser von den vermuteten drei Quellen eintritt. An der Stirnseite – talwärts – sind zwei runde Öffnungen für die Brunnenleitungen. Eine geht durch die Gärten der Parzellen der Gemarkungen „Herrn Nikolaus Garten“ bzw. „Auf der Heck“ zum obersten Brunnen bei „Tummes“ und die andere führt entlang des Weges, jetzt Starenweg, zu den drei anderen. Eine Jahreszahl, die etwas über das Baujahr verraten könnte und in früheren Zeiten immer an den Bauwerken angebracht wurde, sucht man innen und außen vergebens.

Das „Burheisjen“ mit dem Dorf im Hintergrund.

Die Vermutung liegt nahe, dass die Brunnen im Jahr 1847 oder früher angelegt wurden. Sogenannte Beschlussbücher mussten aufgrund einer königlichen Verfügung angelegt werden. Das Beschlussbuch für die Gemeinde Neunkirchen beginnt am 23. August 1846. Sämtliche Beschlüsse des Gemeinderates sind darin dokumentiert. Das Beschlussbuch von  Neunkirchen wird bei der Verbandsgemeindeverwaltung Daun aufbewahrt. Aber weder im Jahr 1846 noch später werden Quellschürfung, Leitungsbau und Grundstückskauf der Brunnen erwähnt. Das Landeshauptarchiv Koblenz verfügt über eine Dokumentensammlung unter dem Titel: „Anlegung und Unterhaltung der Brunnen im Kreis Daun 1835 – 1905 (Bestand 442 Nr. 1682, 4787, 4252, 4700 und 4832)“. Aber auch hier ist kein Hinweis auf die Brunnen von Neunkirchen zu finden. Auffallend ist, dass viele Nachbargemeinden – u.a. auch Steinborn im Jahr 1837 – einen Antrag beim Landratsamt in Daun gestellt haben. Die Bauanträge waren oft mit einer Bitte um Zuschuss verbunden, da die Gemeinden die Kosten nicht tragen konnten.

Mit Sicherheit ist davon auszugehen, dass Quellschürfungen und Leitungsbau sich über mehrere Jahre erstreckten und zum überwiegenden Teil während der vegetationsarmen Zeit in Eigenleistung erfolgten. Bei der Außenstelle des Landesarchivs in Kobern-Gondorf ist eine Flurkarte von Neunkirchen aus dem Jahr 1822 archiviert (Bestand 737 Nr. 444 Blatt 7 und 16). Darin ist entlang der Hauptstraße, beginnend beim obersten Brunnen und endend am Ortsausgang in Richtung Daun, ein Wassergraben eingezeichnet. Es handelt sich dabei um den Wassergraben, der oberirdisch das Dorf durchzog und den Überlauf der vier Brunnen aufnahm.

Katharina Leclaire, die in dem Gebäude (Haus „Morxen“) nahe der vermuteten Mühle wohnte, wusste zu berichten,  dass die Zwillinge ihres Nachbarn, „Krejesch (Weiler) Hanni und Pitter“ an ihrem ersten Schultag noch nie den Bach überquert hatten und dass „Stroaßen Chang“ ihnen den Weg zur Schule gezeigt habe. Mit „Bach“ war der oberirdische Bachlauf gemeint, der den Ort durchzog.

Man darf davon ausgehen, dass die Dorfbrunnen in Neunkirchen seit rund 200 Jahren bestehen.

Möglicherweise waren es ursprünglich nur drei. Der Vierte ist wahrscheinlich erst sehr viel später angelegt worden, weil die Bebauung in Richtung Ortsausgang Daun im Jahr 1822 beim ehemaligen Anwesen Scholtes endete.

Flurkarte von Neunkirchen; Der Wassergraben ist entlang der Hauptstraße eingezeichnet.

Die vier Dorfbrunnen lieferten mehr Wasser, als Mensch und Vieh benötigten. Der Überlauf mündete unterhalb des Dorfes in einen Wassergraben, der in den Pützbach mündete.  In der Neunkirchener Chronik heißt es dazu auf Seite 209:

Schon 1894 gab es eine sogenannte Wiesenbaugenossenschaft. Das aus den vier Dorfbrunnen kommende Wasser wurde unterhalb des Dorfes (in Richtung Daun) in einem großen Sammelbecken aufgefangen und bei Bedarf durch einen Graben in das Wiesengelände (Pützbachtal) geleitet. Aus diesem Wassergraben wurden dann durch viele kleine Gräben (Furchen) die einzelnen Wiesenparzellen bewässert“.

Die vier Dorfbrunnen, wie sie sich heute darstellen. Das Aussehen hat sich geändert.
Aber die ursprünglichen Standorte sind erhalten geblieben.

Die Erweiterung des Ortes in südwestlicher und nördlicher Richtung mag wohl ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass der Ruf nach einer zentralen Wasserversorgung laut wurde. Es war aber eine private Initiative, die schließlich zur Gründung einer Wasserleitungsgenossenschaft führte. Der Gemeinderatsbeschluss dazu im Wortlaut:

Am 10.11.1901 hat der Gemeinderat beschlossen, dass die Genossenschaft, bestehend aus 8  Personen, Wasser aus der Gemeinde entnehmen darf und zwar aus der gemeindlichen Brunnenstube mittels eines Rohres von 1 ½“ lichter Weite. Die Leitung sollte längs der bestehenden Gemeinde-Brunnenleitung verlegt werden mit der Maßgabe, dass die Wege und ihre Zubehörungen wieder instand gesetzt werden“.

Es folgt dann eine Regelung, dass sich die Gemeinde das Recht vorbehält, das Wasser der Brunnenleitung der Allgemeinheit zur Verfügung  zu stellen und dass die Leitung nach 30 Jahren in den Besitz der Gemeinde übergeht.

In der Chronik der Gemeinde Neunkirchen (Seite 22) ist allerdings davon die Rede, dass die Wasserleitungsgenossenschaft „im Jahr 1904 unter Führung von Lehrer Lengert und Pfarrer Lerner gegründet wurde. Gründungsmitglieder waren: Hey Martin, Hey Nicolaus, Schneider Nicolaus, Raskob Johann Peter, Kauth Nicolaus, Pickro Peter“.

Möglicherweise hat sich die Gründung der Genossenschaft über mehrere Jahre hingezogen. Es muss zu einer eigenen Quellschürfung gekommen sein. Dafür spricht folgender Gemeinderatsbeschluss: 

Am 14.11.1904 beschloss der Gemeinderat, der ‚Genossenschaft Wasserleitung’ die Anlage eines Hochbehälters ‚Auf Klingelreg’ zu gestatten, sowie die Wasserleitung über Gemeindeeigentum und –wege zu führen. Auflage: Die Gemeinde stellt als Bedingung, dass an 2 vereinbarten Punkten Hydranten anzulegen sind. Gegen Zahlung von 200 Mark wird der Genossenschaft auferlegt, die Gemeinde als ‚Genossenschafter’ aufzunehmen. Ferner stellt die Gemeinde die Bedingung, dass noch nicht in der Genossenschaft befindlichen Einwohnern gestattet sein solle, gegen Zahlung des gleichen Betrages, den die Genossenschaftsmitglieder gezahlt haben, zuzüglich eines einmaligen Beitrages von 20 Mark, in die Genossenschaft einzutreten“.

Das Verzeichnis der Genossen, die an der Wasserleitungsgenossenschaft beteiligt waren, verzeichnet 44 Teilnehmer, angeführt von Pfarrer Otto Lerner und Lehrer Adam Lengert (Chronik von Neunkirchen Seiten 207/208).

Es hat dann Bestrebungen gegeben, Brunnenleitung und genossenschaftliche Wasserversorgung zu vereinen.

Dazu der Gemeinderat :

In seinem Beschluss vom 29.6.1905 stellt der Gemeinderat fest, dass die gemeindeeigene Quelle gutes Wasser liefert und den größten Teil des Ortes versorgt. Die Quelle liefert soviel Wasser, dass ein 10 mal größerer Ort damit versorgt werden könnte. Die Lage der Quelle ist jedoch derart, dass das Wasser nicht in den höher gelegenen Teil des Ortes geführt werden kann. Die Einwohner dieses Ortsteiles, für welche bislang die Wasserentnahmestelle etwa 100 m weit entfernt war, sind deshalb dazu übergegangen, eine Genossenschaft zu bilden, um das Wasser einer in Privateigentum befindlichen Quelle in den Ort zu leiten. Der Gemeinderat stellt fest, dass eine Vereinigung der beiden hier in Frage kommenden Quellen zum Zwecke einer zentralen Wasserversorgung nicht ausführbar ist, da die von der Genossenschaft auszunutzende Quelle etwa 60 m höher liegt als die der Gemeinde gehörende Quelle, dass ferner die neue Quelle den Wasserbedarf für den ganzen Ort nicht annähernd liefert. Es liegt hiermit nicht im Interesse der Gemeinde, das Unternehmen an sich zu ziehen, während der ganze Ort mit gutem Wasser reichlich versorgt ist, sobald die Genossenschaft ihren Plan durchgeführt hat. Der Gemeinderat spricht sich schließlich dafür aus, dass die Verhältnisse der Gemeinde durchaus akzeptabel sind und deshalb die Anlage einer mit großen Kosten verbundenen zentralen Wasserleitung vorläufig aufgehoben werden muss. Ein Mitglied des Gemeinderates ist für die sofortige Ausführung einer zentralen Wasserleitung“.

Allerdings hatte die Wasserleitungsgenossenschaft mit Problemen zu kämpfen, wie aus den Dokumenten des Landeshauptarchiv Koblenz Bestand 461 Nr. 62 (Bau, Erweiterung und Unterhaltung von Wasserleitungen im Kreise Daun 1911 – 1938) hervorgeht:

Der Kreisarzt von Daun berichtet am 25.7.1922 über Mängel von Wasserleitungen u.a. über Neunkirchen: Der Hochbehälter ist gänzlich verwahrlost. Der Einstiegschacht ist z.T. eingestürzt, der obere Deckel fehlt völlig, sodass Verunreinigungen fast unvermeidlich sind. Ein Schlüssel zum Hochbehälter war nicht aufzutreiben. Die Einfriedung ist völlig niedergebrochen. Das Dunstrohr ist stark beschädigt. Die Umzäunung der Quellfassung ist ebenfalls total defekt. Durchgreifende Reparaturen sind äußerst dringlich und unbedingt erforderlich, da Gefahr im Verzuge“.

Der Bürgermeister der Amtsverwaltung Daun antwortet am 20.11.1922 u.a.:

In Neunkirchen fehlt die Einfriedung noch z.T. Es kommt in Neunkirchen keine Gemeinde, sondern eine Privat-Anlage in Frage (Genossenschaft). Der Vorstand dieser Genossenschaft hat versprochen, bis Frühjahr alles zu erledigen“.

Am 2.8.1923 teilt er dem Landrat mit, dass in Neunkirchen alle Missstände beseitigt wurden.

Auszug aus dem Jahresbericht des Kreisarztes für 1932 „Gemeinden ohne zentrale Wasserversorgungsanlage:  u.a. wird Neunkirchen aufgeführt, 369 Einwohner, Laufbrunnen z.Z. ausreichend, außerdem private Teil-Wasserleitungs-Genossenschaft“.

Der überwiegende Teil der Haushalte war inzwischen an die Wasserleitung der Genossenschaft angeschlossen. Nur Haushalte, die sich unmittelbar an oder in der Nähe der vier Brunnen befanden, hatten die Kosten eines Anschlusses gescheut und holten das Wasser direkt am Brunnen.

In den 1950er Jahren gab es Bestrebungen seitens der damaligen Amtsbürgermeisterei Daun, alle Gemeinden des Pützbachtales an das im Bau befindliche Gruppenwasserwerk anzuschließen. Neunkirchen, sicherlich die wasserreichste Gemeinde des Pützbachtales, wehrte sich schließlich erfolgreich dagegen und beschloss, nach einer ergiebigen Quelle unterhalb des Sprinkenberges in der Gemarkung „Im Tal“ zu suchen. Das war in den Jahren 1956/57. Eine Abstimmung der Bevölkerung ergab grünes Licht für eine eigene Wasserversorgung und damit eine Absage an das Gruppenwasserwerk, sehr zum Leidwesen des damaligen Amtsbürgermeisters Josef Drückes. 

Interessant ist die Erinnerung  des Zeitzeugen Peter Kauth:

Simon Haas, sein inzwischen verstorbener Nachbar, hatte ihm erzählt, dass er damals bei der Quellschürfung der Wasserleitungsgenossenschaft dabei war. Nachdem man unterhalb des Sprinkenberges hinsichtlich einer Quelle fündig geworden war, habe das damalige Mitglied der Wasserleitungsgenossenschaft Karl Uhren geäußert: „Es ist Wasser genug. Das reicht ja auch noch für Pützborn“. Daraufhin wurde nicht weiter gegraben. „Aber“, so fuhr Simon Haas fort,  „hätte man tiefer gebohrt, wäre noch mehr Wasser gekommen“.

Daran erinnerte sich Peter Kauth, als die Quelle 1956/57 neu gefasst wurde. Die Schüttung reichte nicht mehr aus. Man versuchte, die alte Quelle neu aufzubohren. Aber der Erfolg stellte sich nicht ein.

Zufällig bekam Peter Kauth ein Gespräch des damaligen Ortsvorstehers Karl Schäfer und Amtsbürgermeisters Josef Drückes mit. Letzterer beklagte das viele Geld, das dort leider umsonst ausgegeben worden sei. Dieses Gespräch fand in der Wohnung des Ortvorstehers statt. Dann fuhren die beiden zur Quellbohrung. Peter Kauth war neugierig geworden und eilte hinterher. An der Quelle wiederholte der Amtsbürgermeister sein Bedauern wegen des seiner Meinung nach umsonst ausgegeben Geldes. Peter Kauth mischte sich in das Gespräch ein und wiederholte, was ihm sein Nachbar Simon Haas erzählt hatte. Der Ortsvorsteher war nun auch der Meinung, dass man tiefer graben sollte. Und so wurde der Bagger, der bereits abgezogen war, erneut an die Quelle beordert. Und das führte schlussendlich zum Erfolg. Mit jedem Meter, den man tiefer grub, schüttete die Quelle mehr Wasser.

Quellgrundstück mit Brunnenstube

Am 16.8.1957 hat der Gemeinderat beschlossen, für Neunkirchen eine zentrale Wasserversorgung zu bauen. Der Kostenvoranschlag lautet über 165.000 DM. Das beinhaltete jedoch nur die Fremdleistungen, wie Rohrlieferung und –verlegung. Die Gräben durch das Dorf wurden in Eigenleistungen ausgehoben und nach dem Leitungsbau wieder verfüllt. Jeder Haushalt hatte eine bestimmte Strecke zu erstellen. Wer das nicht konnte oder wollte, konnte sich durch Zahlung davon befreien. Die Kosten für die Hausanschlüsse hatte jeder Haushalt selbst zu tragen. Die Rohrverlegungsarbeiten wurden an die damalige Firma Nik. Clemens aus Steinborn vergeben.

Die Zuleitung zum alten Hochbehälter „Auf’m Klingelrech“ bestand aus Tonrohren. Sie wurde gegen eine Kunststoffleitung ausgetauscht. Der alte Hochbehälter wurde aufgegeben. Der neue wurde etwas höher angelegt und hat dort bis zum heutigen Tag seinen Standort.

Hochbehälter von Neunkirchen
Der Autor vor dem Brunnen in der Nähe seines Geburtshauses

Inzwischen ist die Gemeinde Neunkirchen im Rahmen einer Ringleitung doch noch an das Gruppenwasserwerk angeschlossen worden. Die ehemalige Wasserleitung ist jedoch Bestandteil der Neunkirchener Wasserversorgung.

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